Im Jahr 1913 publizierte der Mathematiker Andrej A. Markov eine kurze, aber – wie sich zeigen sollte – bahnbrechende Abhandlung, die der Berechenbarkeit von Zeichen im »Evgenij Onegin« nachging. Markov berechnet in dieser Schrift die Übergangswahrscheinlichkeiten, mit der sich Konsonanten und Vokale in Puschkins Versen ablösen. Zeichenfolgen sind hier nicht mehr nur das Mittel, um Berechenbarkeit herzustellen, sie sind auch Gegenstand der Kalküle. Der Band präsentiert und kommentiert die berühmte Untersuchung und stellt ihr weitere Dokumente und unveröffentlichte Aufzeichnungen beiseite. Markovs Kalküle sind heute aktueller denn je. Sie finden bei der Entwicklung und Erforschung von Informations- und Verschlüsselungssystemen breite Anwendung, ferner gehören sie zum Standardverfahren bei der Entschlüsselung von Gensequenzen. Markov gab nicht nur der Mathematik, den Ingenieurs- und Lebenswissenschaften wichtige Anstöße, seine Untersuchungen wurden auch für die Sprachwissenschaft, Psychoanalyse und Kunst programmatisch. Die Beiträge rekonstruieren damit eine Keimzelle dessen, was das 20. Jahrhundert zum Jahrhundert des Formalismus und des Strukturalismus werden ließ.