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Eva Johach: Andere Kanäle
Andere Kanäle
(S. 71 – 82)

Eva Johach

Andere Kanäle
Insektengesellschaften und die Suche nach den Medien des Sozialen

PDF, 12 Seiten

Der Aufsatz widmet sich einem konzeptuellen Austauschprozess aus der Frühgeschichte der französischen Soziologie, hier vorgestellt anhand der Entwürfe von Alfred Espinas und Gabriel Tarde. Gezeigt wird, dass es neben der »Masse« auch die Insektengesellschaften waren, denen für die Herausbildung des modernen soziologischen Gesellschaftsbegriffs modellbildende Relevanz zukommt. Die beiden Theorien widmen sich der Frage, wie aus physisch getrennten, zunächst solitären Lebewesen durch psychischen Austausch soziale Kollektive werden. Sie verdichtet sich in zwei zentralen Konzepten: soziale Nachahmung und mentale Fernwirkung. Sozialität erscheint als Ergebnis sozialer Medialität. Der zweite Teil zeichnet nach, wie sich diese zugleich physiologischen und sozialen Konzepte der Übertragung auf Medien im engeren, heute gebräuchlichen Sinne verlagern.

  • Ansteckung
  • Medien des Sozialen
  • Massenpsychologie
  • Fernwirkung

Meine Sprache
Deutsch

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Deutsch, Englisch, Französisch

Eva Johach

ist Forschungsstipendiatin der DFG an der Professur für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich mit einem Forschungsprojekt zur Wissensgeschichte von Insektengesellschaften. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Menschliche und tierische Kollektive; Wissensformen zwischen Literatur und Wissenschaft; die Geschichte des Unbewussten; Krankheitstheorien und Sozialpathologien; moderne Esoterik.

Weitere Texte von Eva Johach bei DIAPHANES
Gesellschaft für Medienwissenschaft (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft 4

Machen Medien Menschen und andere? So ließe sich die Kernfrage eines Mediendenkens fassen, das auf den formierenden Charakter medientechnischer Apparaturen abhebt. In Donna Haraways »Cyborg Manifesto« von 1985 kam diese Frage zu ihrem Bild: Cyborgs tauchen, so Haraway, immer dann auf, wenn die Grenze zwischen Maschine und Mensch oder Tier und Mensch porös zu werden droht. Seitdem
haben sich sowohl auf dem Gebiet der Technik als auch auf dem der Theorie die Grenzen weiter verschoben: Nicht-menschliche Wesen wurden von den Science Studies als Akteure (wieder)entdeckt, Computerprogramme werden nach lebendigen Prozessen modelliert, und VertreterInnen der Animals Studies fordern Menschenrechte für Tiere. Der Antihumanismus des 20. Jahrhunderts war von einem kritischen Impetus
gegenüber der Machtblindheit des abendländischen Humanismus geprägt und befragte Differenzsetzungen (Natur/Kultur, Frau/Mann, Tier/Mensch) hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Ein- und Ausschlusseffekte. Aktuelle anti-speziezistische Philosophien hingegen analysieren nicht länger die (mediale) Produktion von Differenzen, sondern feiern die Grenzüberschreitung hin zum Tier und zur Maschine als neue ontologische Stufe. Der Schwerpunktteil der Zeitschrift für Medienwissenschaft 4 setzt sich mit möglichen Konsequenzen dieser Negation von Differenz für die Konzeption des Menschen als Spezies unter anderen und als homo faber, der mit (Medien)Techniken operiert und manipuliert, auseinander.

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